Dienstag, 13. März 2007

37 - Wilhelm Schmied, Mansfelder Land, 1962

Wilhelm Schmied, geb. 1910 in Dresden -
Mansfelder Land, 1962, Hartfaserplatte, 83,5 cm X 178 cm, Dauerleihgabe

Nie haben die Meister der Landschaftsmalerie lediglich ein Konterfei der Natur gegeben. Friedrich Hegel (1770-1831) sagte über den Sinn der Landschaftskunst: "es malt in der Landschaft die Natur die vollständigste Zeichnung und Färbung jedes Blattes, Gezweigs, Grases usw. aus, die Landschaftsmalerei aber darf ihr in dieser Ausführlichkeit nicht nachfolgen wollen, sondern nur der Stimmung gemäß, welche das Ganze ausdrückt, doch die Einzelheiten nicht für sich naturgetreu in allen Fäserchen, Auszackungen usw. porträtieren".

Unter einem solchen Gesichtspunkt kommt dem Gemälde "Halden bei Eisleben" des Hallenser Malers Wilhelm Schmied - er erhielt dafür 1963 den Kunstpreis des FDGB -hohe aktuelle Bedeutung zu.Weit führt die Ebene eines verschneiten Feldes an entlaubten dunklen Bäumen vorbei bis an den Rand eines Dörchens, hinter dem, die lastenden Horizontalen des Vorder- und Mittelgrundes belebend, eine winterliche Hügellandschaft und alles überragend der mächtige Kegel einer Schutthalde den Naturausschnitt beschließen. Ein bleigrauer Winterhimmel hängt über dem Ganzen. Nur wenig kleine Gestalten, und auch sie an den Rand geschoben, um unseren Blick nicht zu behindern, bewegen sich über das Feld des Vordergrundes.

Es ist also durchaus nicht allein entscheidend, daß sich in Schmieds Bild eine Halde und die Bauten eines Bergbaubetriebes befinden, sondern daß er diese für die Eislebener Umgebung bezeichnenden Erscheinungen als etwas künstlerisch Bedeutungsvolles und Schönes, ja sogar Poetisches empfindet und wiedergibt. Er bindet sie in die Harmonie seiner kühlen Farben ein, in denen mannigfache Grau- und Blau- und Grüntöne von kräftigem Violett und Rot belebt werden.
Gerade diese Farbharmonie, die Natur und Menschenwerk gleichermaßen umschließt und sie nicht als Gegensätzliches, sondern einander Bedingendes und zueinander Gehörendes wiedergibt, schafft eine neue Lyrik in der Gestaltung dieser Welt. Die klare, gleichsam schleierlose Darstellung der herben Schönheit des Eislebener Landes lehrt, die Heimat mit "den Augen des Besitzers" zu sehen. Wilhelm Schmied schildert wahrheitsgetreu eine charakteristische Ansicht des Mansfelder Reviers. Was das Bild aber erst zum Kunstwerk macht, ist die empfindsame Gestaltung dieser Ansicht, die, vom Geist unserer Zeit getragen, in ihrer Schönheit das Dasein bejaht und das Lebensgefühl stärkt und erhöht.


Aus: Bildende Kunst auf dem Bitterfelder Weg, Verlag Tribüne 1966