Donnerstag, 8. März 2007

31 - Josef Hegenbarth, Fressender Leopard, 1941, Zeitungsverkäufer, o.J.


Josef Hegenbarth, geb.1884 in Böhmisch-Kamnitz, gest. 1962 in Dresden
(Abb. Ausstellungskatalog Josef Hegenbarth "Unbekannte Bilder " - Flamingos, 1932, kein Galeriebesitz )


Fressender Leopard, 1941, Leinwand, 95 cm X 75,5 cm, erworben 1975
Zeitungsverkäufer, o.J., Pappe, 39 X 29 cm, erworben 1951

Zum 100. Geburtstag des Malers und Illustrators Josef Hegenbarth.
"Ich liebe die Menschen und zeichne diese, wo immer ich sie finde, und ich liebe sie in ihren Ballungen, in den Menschenmassen. Zeichnerisch gesehen laufen meine Arbeiten hinaus auf ein unterstrichenes Erfassen des Charakteristischen. Damit erklärt sich mein Zug ins Groteske, der meinen Sachen stark anhaftet. Ich liebe es, wo immer ich es finde, und ich finde es überall. Durch das Hervorheben aber möchte ich es aller Welt zeigen, und es wird so mein eigen."...
Ständig war er mit dem Skizzenbuch unterwegs. Alles was er sah, hielt er fest. Die endgültige Gestaltung erhielten die Werke später zu Hause im Atelier. Hier wurde dann das "einmalig Sonderbare" heausgearbeitet. Viele Blätter entstanden mit Titeln wie "Trümmerfrauen", "Straßenarbeiter", "Straßenpassanten", "Straßentypen", "Gestalten der Straße" , "Straßenszenen". Hinzu kamen die Restaurants- und Zirkusbilder und die brillanten Tierdarstellungen. Ein ganzes Welttheater zieht an unserem Auge vorüber. Alles ist einem bekannt und doch hat man es nie so gesehen und kennenlernen können. Absonderliche Körperformen und -bewegungen sind herausgearbeitet, Licht- und Schattenpartien in frappierender Weise eingesetzt, und mit Hilfe heftiger, dunkler Konturen sind Bildrhythmen markiert, die uns immer erneut überraschen. Es ist viel hintergründiger Humor in den Blättern und viel Wahrheit. Die Wahrheit mißfiel den Faschisten ... Der Künstler zog sich zurück, in diesen Jahren entstanden eine Reihe Gemälde mit wunderbaren Tierdarstellungen ... Am 11.März 1950 schrieb er einen Brief an mich, in dem es heißt: "Der Sozialismus marschiert, hier gibt es keinen Zweifel, das ist ein Gesetz." An der Verwirklichung dieses Gesetzes hat er mitgearbeitet bis zu seinem Tode 1962.

Hegenbarth hat Dresden, wo er seit 1905 lebte, kaum verlassen. Er war, wie er einmal sagte, " über die Spannweite Prag-Berlin nie hinausgekommen". Er war so phantasiereich, daß ihm das gewohnte Alltagsleben Inspirationen genug für sein Werk bot.

In: Neues Deutschland, 15.6.1984
Abb. in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Bestandskatalog, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1987