Freitag, 2. März 2007

22 - Eva Schulze-Knabe, Lößnitzlandschaft, 1931



Eva Schulze-Knabe, geb. 1907 in Pirna, gest. 1976 in
Dresden
Lößnitzlandschaft, 1931, Leinwand, 64 X 84 cm, erworben 1971

(Abb. Katalog Kunst im Aufbruch, 1980/81, Umschlagrückseite: Fritz Schulze, Der Kämpfer, Holzschnitt 1938/39, kein Galeriebesitz, - Eva Schulze-Knabe, Selbstbildnis, 1957, Katalog Gemäldegalerie Neue Meister 1977, Abb.88)

Eva Schulze-Knabes opferreiches und kampferfülltes Leben und ihre unverschlüsselte realistische Kunst entsprechen einander vollkommen. Die in ihrer Lebensführung so bescheidene Frau verschwendete keine Gedanken daran, ob ihre Kunst Dauer haben werde und ob die Menschen noch in hundert oder fünfhundert Jahren ihre Bilder betrachten und schätzen würden. Sie dachte nicht an geschichtlichen Ruhm, als sie während der Naziherrschaft illegale politische Arbeit für die KPD leistete. Natürlich dachte sie an die Zukunft, doch nur so, wie sie der Zukunft mit ihrem Kampf und ihrer Kunst in der Gegenwart dienen könne. An sich selbst dachte sie kaum. Schillers Gedanke "Denn wer den Besten seiner Zeit genug getan, der hat gelebt für alle Zeiten", könnte als Leitsatz ihr Werk und Leben überschreiben. --

Seit 1928 war Eva Schulze-Knabe Meisterschülerin bei Robert Sterl. Aus dieser Zeit erzählte sie die kleine Begebenheit. "Einmal malte ich einen stehenden Mann. Ich hatte mich etwas von dem Bild entfernt, als Sterl hereinkam und mich ansprach: `Sehen Sie denn nicht die Luft, die zwischen Ihnen und dem Mann liegt?`Das war eine bezeichnende Korrektur für Sterl, denn mich interssierte an dem Bild der Mann und nicht die Luft." 1929 traten sie und ihr Mann der Dresdener Gruppe der Association revolutionärer bildender Künstler Deutschlands bei und 1931 wurden sie Mitglieder der KPD. - 1936 organisierte Fritz Schulze in Dresden eine Widerstandsgruppe, deren Mitglieder systematisch und erfolgreich gegen den Faschismus arbeiteten. 1941 wurden sie verhaftet und verurteilt: Fritz Schulze zum Tode und Eva Schulze-Knabe zu lebenslanger Zuchthausstrafe.

Es gibt von Eva Schulze-Knabe eine Reihe prächtiger Naturgestaltungen, unter denen wohl die Aquarelle den vordersten Platz einnehmen, und die in schöner Weise zeigen, daß sie schließlich auch "die Luft" interesssierte.

In: Neues Deutschland, 11.5.1982
Abb. in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Bestandskatalog, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1987