Dienstag, 6. März 2007

28 - Fritz Tröger, Lausitzer Dorf im Winter, 1941


Fritz Tröger, geb. 1894 in Dresden, gest. 1978 in Dresden
Lausitzer Dorf im Winter, 1941, Sperrholz, 48 cm X 64,5 cm, erworben 1968

(Abb. Meine Schwester Christa,1925, kein Galeriebesitz, Abb. in: Fritz Tröger , Das frühe Werke , Dresden, Alltenburg, Rostock, Karl-Marx-Stadt, 1974/5)

Eine Dorfstraße, dahinter ein kleiner zur Straße hin mit einem niedrigen Zaun umgebener Teich, entlaubte Obstbäume und viele Fachwerkhäuser. Alle Fenster sind geschlossen, denn es ist kalt. Schnee liegt auf den Dächern und der Straße. Der Maler hat alles ganz deutlich ins Bild gebracht. Wir können die Zweige der Bäume, die Zaunlatten und selbst die Schneeflocken, die langsam zur Erde segeln und weich auffallen, zählen.

Ein solches Bild ist in den Rahmen der vom Spätimpressionismus beeinflußten sogenannten Dresdener Malschule überhaupt nicht einzuordnen. Es ist ein Unikum und beweist einmal mehr, daß die immer noch hier und da gebrauchte Bezeichnung "Dresdener Malschule" ein oberflächlicher und unstatthafter Begriff ist, denn Fritz Tröger ist ein Maler unserer Stadt. Hier wurde er 1894 geboren, hier studierte er, und hier arbeitet er seit eh und je. "Mit der Dresdner Malkultur lag ich immer im Kampf, ich bin hier ein Außenseiter, weil ich gebändigte, feste Form will", hat er einmal gesagt. Er hat das nicht zu mir gesagt, denn ich wäre ihm ins Wort gefallen da es mit der Außenseiterei nicht viel auf sich hat. Ich kenne mindestens dreißig Außenseiter, und bei einer so hohen Zahl läßt sich schwerlich noch dieses Wort anwenden. Die Kunst Fritz Trögers ist innerhalb der Vielgestaltigkeit der Malerei Dresdens eine zwar eigenartige, aber durch und durch heimatverbundene Kunst. Sie ist das sogar eindeutiger als manches, was sich unter dem löchrigen Wortdach "Dresdner Malschule" leichter unterbringen ließe.

Seit mehr als vierzig Jahren hat Tröger in dem sorbischen Dorf Laske bei Kamenz ein Atelier. Von dort holt er sich die Themen seiner Bauernbilder und von dem nicht weit entfernten Braunkohlenwerk "Laubusch" die Modelle seiner Arbeiterbilder. Als junger Künstler hat Tröger mehrfach Paris besucht, doch die anspruchsvolle Schönheit der Seine und ihrer Brücken, der Kirche Notre-Dame und des Montmartre hat er ohne Trauer eingetauscht gegen die herbe und karge Schönheit der Lausitzer Landschaft. Und herb und karg wie die Natur dort ist, so ist auch seine Kunst.

In: Sächsische Zeitung, Galerie, 18.3.1977
Abb.in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Bestandskatalog, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 1987