Samstag, 10. März 2007

33 - Ernst Hassebrauk, Das unsterbliche Dresden, 1951, Blick auf Dresden, 1962



Ernst Hassebrauk, geb. 1905 in Dresden, gest. 1974 in Dresden
Das unsterbliche Dresden,1951, Öl, 120 X 157 cm, Besitzer Stadtmuseum (Leihgabe)

(Abb. Katalog Gemäldegalerie Neue Meister, 5. Auflage, 1977, Abb. Nr. 85,Unsterbliches Dresden - Ausstellungskatalog 1976/77, - Blick auf Blaues Wunder, Blasewitz und Loschwitz, 1953, kein Galeriebesitz )


Daß er in seinen Neigungen besonders zum Barock tendierte, mag einmal in seinem oft heftigen und impulsiven Temperament begründet gewesen sein, zum anderen dürfte hier auch das Barocke der Vaterstadt Dresden seinen Teil dazu beigetragen haben.
Hassebrauk baut in den Vordergrund des Bildes, und dieser Vordergrund nimmt nahezu zwei Drittel der Gesamtfläche ein, eine mächtige Trümmerlandschaft aus Quadern der ehemaligen Carola-Brücke, aber hinter diesem Trümmerfeld öffnet sich der Blick auf die Altstadt Dresden mit dem Ständehaus, dem Schloß, der Hofkirche und der Oper. Und hier zwischen den Gebäuden regt sich neues Leben. Wie um diesen Gedanken des Wiedererstehens, des Auferstehens aus Ruinen noch besonders augenfällig zu machen, läßt der Künstler einen Elbdampfer der Weißen Flotte mit qualmendem Schornstein am Terassenufer entlang ziehen. Doch mit derartigen Details ist Lebenswille bestenfalls anzudeuten. Daß jedoch der Lebenswille das Bild Hassebrauks völlig durchdringt und dieses Gemälde zu einem durchaus optimistischen Werk macht, darin liegt die Begründung für den Titel "Unsterbliches Dresden".

Es ist ein Vorfrühlingstag. Noch liegt Schnee auf den Trümmerblöcken des Vordergrundes und den Wiesen der Elbufer, doch das neue Leben, das der Frühling verheißt, bricht sich Bahn und überwindet die Trauer, die von den stehengebliebenen Brückenpfeilern und den Gesteinsblöcken ausgeht. Die frohe und zuversichtliche Lebenseinstellung hat der Künstler meisterhaft in den vielen Variationen grüner und braunroter Töne, die unterbrochen werden vom Weiß des Schnees, gestaltet. Der Hintergrund des Bildes, der weitaus gedämpftere Farben hat, zu denen sich Blau und Violett gesellen, schließt sich vollkommen und harmonisch mit dem Himmel und dem vorderen Plane zum Gesamtkunstwerk.

Wenn wir bei dem Gemälde "Unsterbliches Dresden" von einer zukunftssicheren und beinahe frohen Grundhaltung, die sich vornehmlich in der Farbgebung äußert, sprechen können, so dürfen wir bei dem Bild "Blick auf Dresden, II", das Hassebrauk 1962 schuf, von festlich strahlenden Faben reden. In ein leuchtendes Farbenmeer tauchen die Augen in dem Bild des Dresdener Malers Ernst Hassebrauk. Was manchem beim ersten Anblick der Farben ungestüm und hitzig erscheinen mag, erweist sich bald als gebändigte und vom Künstler mit echter Empfindung gestaltete Ordnung: der breit und gelassen dahinströmende Fluß, das leuchtende besonnte Ufer, die Bauten an der Brühlschen Terrasse und schließlich im Hintergrund die Hofkirche und das Opernhaus. Dieses festliche Landschaftsbild ist ein Bekenntnis zum Leben und zur Stadt Dresden. Ernst Hasserauk schildert wahrheitsgetreu eine der schönsten Ansichten unserer Kunststadt an der Elbe. Was das Bild aber erst zum Kunstwerk macht, ist die empfindsame Gestaltung dieser Ansicht, die vom Geist unserer Zeit getragen, in ihrer Schönheit unser Dasein bejaht und unser Lebensgefühl stärkt und erhöht.

In: Kultur-Report, 6/81
Abb. in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Bestandskatalog, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1987