Freitag, 16. Februar 2007

2.-Wilhelm Rudolph, Wiederhergestellte Elbbrücke, 1953



Wilhelm Rudolph, Wiederhergestellte Elbbrücke. 1953, Leinwand, 95,5 X 130,5 cm. erworben 1959

(Abb. Farbige Gemäldewiedergaben, E.A.Seemann, 1968, Joachim Uhlitzsch, Abb. Nr.5)

In Rudolphs Naturschilderungen dieser Jahre überstrahlen Ideen der Lebenszuversicht das Land gleich einer Befreiung von düsteren, den Geist lähmenden und quälenden Belastungen durch Faschismus und Krieg. Gelassen und hoheitsvoll zieht der breite Strom der Elbe dem Betrachter entgegen. Rechts dämmt ihn das befestigte Ufer, links begleiten hingelagerte Wiesenflächen seinen Lauf. Über die ganze Breite des Bildes ziehen sich die schönen Bogen der wiedererbauten Brücke als ein Zeugnis friedvoller schöpferischer Arbeit. In der sonnenüberfluteten, zum Verweilen einladenden Natur vertritt sie den Menschen, sein fruchtbares Denken und Handeln. Die Schönheit der Natur und des sinnvollen Menschenwerkes vereinigen sich in dem Bild zu erhabener Poesie.

Wie beim "Haus im Grund" und der geborstenen Frauenkirche hat sich auch in diesem Bild der Künstler treu an den gewählten Landschaftsausschnitt gehalten. Das ästhetische Verhältnis zur Natur ist jedoch neu, und mit ihm ändern sich Komposition, Zeichnung und Farbe. Die klaren Horizontalen des im Dunst eines warmen Sommertages verblassenden Höhenrückens am Horizont und der parallel dazu das Bild in der Fläche und Tiefe gliedernden Brücke bekunden Ruhe und Beständigkeit. Die gemauerte Uferwand, die das Auge vom unteren Bildrand zur Brücke führt, ist das einzige formale Element jäher Bewegung. Sonst erfüllen nur die Farben das Bild mit dynamishem Leben. In der flirrenden Athmosphäre schwimmen die Begrenzungen von Land, Wasser und Himmel. Das helle Licht des Tages zieht über die Ufer. Farbige Schatten spielen, und in ständigem Wechsel scheint das im Fluß gespiegelte Bild des Himmels mit den ziehendenWolken zu leben. Nur die von strahlendem Sonnenlicht und warmem, feuchtem Dunst umgebene Bücke und die rechte Uferwand bleiben fest und bestimmt. Die harte Mauerkante mit dem sich an ihr abrupt vollziehenden Wechsel von Licht und Schatten und die dunklen, die Brücke gleichsam haltenden Konturen, bedingen diese Festigkeit.

So eng Rudolph sich an alle Gegebenheiten der Natur hält, so frei betont oder ebnet er Teile des Ganzen. Er bringt sie in eine neue, die Kunst ausmachende Ordnung. So wirken seine Landschaften als künstlerische Einheit in zweifachem Sinne "einmal durch die Natur des nachgebildeten Gegenstandes, dessen Eigentümlichkeit auch im Bilde auf eine ähnliche Weise wie in der Natur uns affiziert, ein anderesMal, inwiefern das Kunstwerk eine Schöpfung des Menschengeistes ist, welcher durch einwahrhaftes Erscheinen seiner Gedanken den verwandten Geist über das Gemeine erhebt". (Carl Gustav Carus).

In: Wilhelm Rudolph, Farbige Gemäldewiedergaben, VEB E.A.Seemann Verlag, Leipzig 1968, Abb. in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Staatliche Kunstsammlung 1987.

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