Mittwoch, 21. Februar 2007

8 - Hans Thoma, Sommer im Schwarzwald, 1873


Hans Thoma, geb. 1839 in Bernau, gest. 1924 in Karlsruhe
Sommer im Schwarzwald, Leinwand, 85,5 X 60 cm, erworben 1971

(Abb. Hans Thoma, Selbstbildnis 1880, Katalog Gemäldegalerie Neue Meister 1977, Nr.28)

Die bereits ganz früh erwachte Lust, die Umwelt im Bilde zu bannen und zu deuten, galangt bei Thoma immer dann zu künstlerischen Ergebnissen, zu Meisterwerken, wenn sie dem Volke ( für den Bauernsohn Thoma war es das einfache bäuerlich Volk) lebendig und mit Verantwortung verbunden ist.

Thoma sollte bald zu spüren bekommen, wie wenig volksverbundene Kunst im damaligen Deutschland geachtet war. Nach dem Studium an den Akademien in Karlsruhe und Düsseldorf unternahm er 1868 eine Reise nach Paris. Hier lernte er die Werke des großen Realisten Gustave Courbet kennen. Es waren die Unmittelbarkeit, mit der der Franzose Natureindrücke wiedergab, und die neuartige malerische Schönheit, mit der in Courbets Bildern alles, auch Anspruchsloses und nach damaliger Ansicht Häßliches gestaltet und vertieft war, die Thoma zu dem Ausspruch hinrissen: "Es war, als hätte ich das selbst gemacht!" Ebensowenig wie bei Courbets Landschaften waren die seinen "komponierte" Natur. Sie waren spontan erfaßte und spontan gestaltete Naturausschnitte.

Derartige Arbeiten stellte Thoma im Badischen Kunstverein aus. Ein Sturm der Entrüstung brach los. Das akademische Publikum und die Presse kritisierten den jungen Meister heftig und unnachgiebig. In seinem Tagebuch notierte er:" Die Philister sind empört über meine Bilder. Kaum hätte ich geglaubt, daß man sie mit Bildern noch in solche Wut bringen könnte." Er hätte es wissen können, denn Courbet war es in Frankreich einige Jahre vorher viel schlimmer ergangen. Nach der Ausstellung verließ Hans Thoma Karlsruhe und zog nach München. Dort traf er Künstler, die gleiches wie er erstrebten. Wilhelm Leibl und dessen Freundeskreis schloß er sich an. Die jungen Maler hatten die überlebten akademischen Regeln durchbrochen, vermieden die vorgeschriebene Brauntönung der landschaftlichen Gründe, die vom Klassizismus abgeleiteten Kompositionsregeln und dieauf äußerliche Schönheit und "seelenvolle" Blicke hergerichteten Typen. Man male den Menschen wie er ist, dann ist die Seele ohnehin dabei, war ihr künstlerisches Bekenntnis. In den Münchener Jahren entstanden Gemälde, die zu Thomas besten Werken zu zählen sind. Das Bild "Sommer im Schwarzwald", das die Dresdener Gemäldegalerie Neue Meiser vor drei Jahren erwarb, gehört hierzu.

Erst 1890 hatte Hans Thoma bei einer in München für ihn eingerichteten Ausstellung den erwarteten großen Erfolg.

Aus: Neues Deutschland, 7.11. 1974. Hans Thoma zum 50. Todestag.
Abb. in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 1987, Bestandskatalog.

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