Montag, 26. Februar 2007

15 - Otto Dix, Der Krieg, Triptychon, 1929/32


Otto Dix, geb. 1891 in Untermhaus bei Gera, gest. 1969 in Hemmenhofen
Der Krieg, Triptychon. Holz, Mitteltafel 204 X 204 cm, Seiten 204 X 102 cm, Predella 60 X 204 cm

(Abb. Otto Dix, Der Krieg, Mitteltafel, Katalog Gemäldegaerie Neue Meister 1977 Nr.70)

Es ist zehn Jahre her, daß ich mit Otto Dix in den Ausstellungsräumen der Gemäldegalerie Neue Meister die Farbgebung für den Rahmen seines 1919 - 1932 entstandenen Kriegstriptychons beriet. Der ursprünglich anthrazitfarbene Rahmen sollte einen anderen Ton erhalten, um die drei Tafeln und die Predella wirkungsvoller zu verbinden und zugleich mit den markantesten Tönen der vier Bilder besser zu korrespondieren. Das dunkle Rot, für das wir uns damals entschieden, ist bis heute unverändert geblieben.

Wir standen damals mit dem Künstler in Verhandlungen, um das Kriegstriptychon für die Galerie zu erwerben. Mir war bekannt geworden, daß Otto Dix sowohl aus den USA als auch aus der BRD ungewöhnlich hohe Angebote erhalten hatte. Mehrere große Museen bewarben sich um dieses Hauptwerk proletarisch-revolutionärer Kunst. Als ich ihn fragte, wie er sich zu derartigen Ankaufsvorschlägen verhalten würde, sagte er, daß für ihn die Frage entschieden sei. Das Bild gehöre nach Dresden, nicht nur, weil er es hier, ehe die Nazis ihn 1933 aus seinem Lehramt an der Kunsthochschule entließen, gemalt habe, sondern weil die Menschen in der DDR am besten verstünden, was mit diesem Bild gemeint sei. -

In der Tat hat er zumindest eine Seite menschlicher Existenz im 20.Jahrhundert wie kaum ein anderer enthüllt. - Der am 2. September 1891 als Sohn eines Formers geborene Künstler lernte als Kind die Not des Proletariats und, als er 1914 zum Heer einberufen wurde, das stets bedrohte Leben des einfachen Soldaten kennen. In ihm speicherte sich Zorn, und der Zorn verdrängte fast alle Liebe.

Der Grafiker Max Schwimmer sagte einmal von ihm:"Dix ist nicht bequem, er schmeichelt sich nicht ein, er macht es seinen Berachtern nicht leicht, er fordert heraus und schockiert. In vielen seiner Arbeiten spürt man das Grollen und Murren, den schonungslosen und verbissenen Angriff auf alles Verachtungswürdige und Gemeine, den lächerlichen Spießer, den Kapitalisten und Militaristen und auf alles Unmenschliche".

Unter den deutschen Malern des 20.Jahrhunderts ist Dix der aggressivste und zugleich, um die Formulierung zu wiederholen, der verbissenste. Die Verbissenheit trübte zeitweilig den Blick für die Realität, und so beinhaltet sein Lebenswerk auch Bilder, in denen sich der Angriffsgeist gegen die richtet, die selbst O pfer waren.

In: Neues Deutschland, Otto Dix zum 85. Geburtstag
Abb.in: Gemäldegalerie Dresden, Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 1987